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2010-12-22

Jobsuche in Australien

Nachdem wir in Manjimup abermals die Gastfreundschaft einer Australierin genießen dürfen, eröffnet sie uns kurz nach unserer Ankunft in ihren vier Wänden, dass sie bereits am nächsten Tag auf eine zweiwöchige Reise geht, um jetzt in der vorweihnachtlichen Zeit ein paar Familienbesuche zu erledigen. Und so sehen wir uns konfrontiert mit dem Angebot in ihrer Abwesenheit auf ihr Heim aufzupassen, was wir kurzerhand - ohne lange zu zögern - annehmen.

Manjimup wird in der Regel nachgesagt, bedeutend kühler im Vergleich zu Perth zu sein. Und davon können wir uns selbst bereits am ersten Tag ein Bild machen. Nun muss man aber fairerweise sagen, dass ab dem 06.12. das Wetter in ganz Australien geprägt war von Regen und kühlen Temperaturen. Teile der Ostküste haben mit schweren Niederschlägen seit langem zu tun und nachdem der Boden die Niederschlagsmenge nach der längeren Trockenperiode nicht aufnehmen kann, sind weite Flächen überflutet. Vor allem wohl Farmland auf denen Bananen und Mangos angebaut wurden. Die Ernte verloren und das Gebiet aufgrund der verheerenden Situation vom Krisenmanagement zum Notstandsgebiet ausgerufen.

Die Westküste kommt vergleichsweise glimpflich davon, auch wenn das für uns bedeutet Sturzregen tagsüber und meist milde Temperaturen um die 17°, während es nachts auf unter 10° abkühlt. Da die Häuser weder Heizung noch Isolierung haben, ist eine kalte Nase beim Einschlafen garantiert. Zum Glück verfügt unser neues zu Hause über einen kleinen Holzofen im Wohnzimmer, den wir auch kräftig nutzen.

Nach einem kurzen Kassensturz und dem daraus resultierenden Schluss, das etwas Arbeiten der Kasse mit Sicherheit gut tun dürfte, machen wir das Beste draus und Arbeiten an unseren Lebensläufen und Bewerbungen, während es draußen kleine Hunde regnet. Auch hier ist Australien wieder mal etwas anders...wer denkt ein englischer oder amerikanischer curriculum vitae würde hier helfen, irrt gewaltig, denn der australische Lebenslauf ist wesentlich ausführlicher und so wollen es die Firmen auch gerne haben. Wie findet man Jobs als Traveller in Australien?

Erste Anlaufstelle ist eine der unzähligen Webseiten, die man auch aus Deutschland kennt. Gefolgt von Zeitungen oder einfach die Augen offen halten, je nachdem, wo man sich gerade bewegt, ob vielleicht irgendwo 'casual jobs' auf einen warten. Alternativ kann man auch direkt in eine der Bars oder Restaurants spazieren und sein Glück versuchen. Je nachdem, welche Branche man halt bevorzugt.

Work & Travel in Australien geht in meinen Augen wohl immer Hand in Hand mit fruitpicking, farm work oder anderen Arbeiten, die bei 40° im sommer sehr schweißtreibend sein können. Nachdem wir aber beide gesagt haben, es wäre ja schade, wenn wir unsere vorherige Erfahrung 'downunder' nicht nutzen können, gilt unser Augenmerk gerade in den ersten Tagen eine aussagekräftige Bewerbung für unseren entsprechenden Bereich auf die Beine zu stellen.

Die ersten Bewerbungen sind nach zwei Tagen Arbeit an Lebensläufen, Anschreiben etc. rausgeschickt. In meinem Fall im IT-Bereich und im Hospitality-Bereich für Solveig. Im folgenden fasse ich einfach mal zusammen, wie unsere Erfahrungen sind, mit dem was wir an Feedback erhalten und welchen Eindruck wir gewonnen haben.

Das erste was auffällt, viele der angeschriebenen Jobs im IT-Bereich sind nicht von irgendeinem Arbeitgeber an sich ausgeschrieben, sondern man hat in 95% der Fälle mit recruiting agencies zu tun, die versuchen, den bestmöglichsten Bewerber an das Unternehmen zu vermitteln. Man gewinnt sehr schnell den Eindruck, dass es manchmal nur einen einzigen bestimmten Job gibt, der dann aber von mindestens einer handvoll der agencies ausgeschrieben wird, weil natürlich jede dieser Firmen versucht, DEN Bewerber zu vermitteln, weil sie dafür natürlich ihre Provision kassieren. Da es aber nicht offensichtlich ist, dass es sich tatsächlich um ein und dieselbe Stelle handelt, bedeutet das für mich als Bewerber, dass ich einen immens hohen Aufwand habe, wieder und wieder die Bewerbung auf die entsprechend ausgeschriebene Stelle zu personalisieren. Lange Rede, kurzer Sinn - was kam bei den Bewerbungen bis dato raus. Obwohl Bewerbung und Qualifikationen nach Aussagen der agencies gut bis überdurchschnittlich waren, ist das Visum ein Problem. Arbeitgeber bevorzugen Arbeitnehmer, die nicht eingeschränkt sind, wenn es darum geht, wie lange sie bei einem Brötchengeber sein dürfen.
Wie schauts bei Solveig im Hospitality Bereich aus? Andere Branche, gleiches Spiel. Auch hier das Visum oftmals Dreh- und Angelpunkt, wenn es darum geht sich für einen Job zu bewerben, der über das übliche 'casual' hinausgeht.
Selbst wenn man angibt, dass man offen für ein Sponsorship (sprich der australische Arbeitgeber beantragt, dass jemand ein temporäres Visum bekommt, weil er wichtig für das Unternhemen ist) ist, ändert das meist nicht viel, da das Sponsoring mit viel Bürokratie und Kosten verbunden ist.

Um uns dann ein Bild von den obligatorischen Arbeiten in der Landwirtschaft zu machen, fahren wir in das beschauliche Donnybrook. Bekannt unter Backpackern als Örtchen, wo überwiegend Äpfel gepflückt, gepackt und dann an die Supermärkte geliefert werden. Unsere erste Anlaufstelle ein Hostel. Da hier gerne die umliegenden Höfe nach Bakcpackern Ausschau halten, die Interesse haben, sich etwas dazu zu verdienen. Wir stoßen bei unserem Besuch auf zahlreiche Hostelbewohner, die bereits seit mehreren Tagen warten, dass jemand ihnen ein Job anbietet. Bei einem direkten Stopp bei einer der Firmen erfahren wir, dass der Winter in der Region zu trocken war, so dass die Erntezeit zum einen noch nicht beginnen kann und zum anderen die Ernte im Vergleich somit zu den Vorjahren wesentlich bescheidener ausfällt, womit insgesamt auch weniger Backpacker als billige Arbeitskräfte benötigt werden.

Ein weiterer Punkt, den man bei der Jobsuche berücksichtigen sollte, stellt die Tatsache dar, dass man in der Stadt (Perth) insgesamt natürlich eine wesentlich größere Vielfalt an Jobs geboten bekommt, was alleine darauf zurückzuführen ist, dass sich hier halt die meisten Unternehmen und auch die meisten Bewohner zu finden sind. Aber nichtsdesto trotz: Wieso sollte man nicht versuchen einen Job, der einem Spaß macht und in unmittelbarer Nähe zum Meer liegt, zu finden. Nach einem 8h den Tag mit Sonnenuntergang am Meer zu verbringen, das wäre schon was, mit dem man sich anfreunden könnte.

Fazit: Wenn es also darum geht als Traveller einen Job zu bekommen, heißt es: Am Ball bleiben! Anschreiben formulieren, personalieren, den CV auf die Stelle anpassen und mit einem Quäntchen Glück sollte einem Job nichts mehr im Wege stehen. Von heute auf morgen passiert in dieser Hinsicht aber nichts. Aber das hat sowieso niemand erwartet, schließlich hat Australien nicht auf uns gewartet, sondern will genauso erobert werden, wie jedes andere Plätzchen auch.

..to be continued! Wir können Euch aber beruhigen, lest schon bald von unserem ersten Job hier in Australien!

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