Nachdem wir uns nur sporadisch um den Autokauf neben unserem Ausflugsprogramm bemühen konnten, sind wir diese Woche gewillt, Nägel mit Köpfen zu machen. Hat man als Traveller die Absicht ein Auto zu kaufen, führt der erste Weg zu gumtree.com - ein Äquivalent zu ebay in Australien, was aber verhältnismäßig stärker frequentiert wird, da das Inserieren kostenlos ist und sich die Plattform scheinbar nur durch Werbung finanziert. Neben Auto's lassen sich dort auch allerlei andere Dinge finden, wie Flatsharing Angebote, Mitfahrgelegenheiten etc.
Erste Termine, die wir im Laufe der vergangenen Woche gemacht haben, stellen sich als ein Vorgeschmack heraus, auf was wir uns die kommenden Tage gefasst machen können. Wir beabsichtigen uns am Sonntag drei Auto's anzugucken. Zwei Station Wagons (eine Art großer Kombi, der beovrzugt von Backpackern genutzt wird, weil man mit umgeklappten Rücksitzen prima darin schlafen kann) und einen 4WD, einen Fort Explorer. Leider haben wir am Sonntag die Rechnung ohne die öffentlichen Verkehrsmittel gemacht, die wir normalerweise nutzen und so stehen wir geschlagene 45 Minuten an der Bushaltestelle, bis wir uns mit einer anderen Australierin ein Taxi zur Zugstation teilen. Bei einem Anruf, um nochmal den Termin zu bestätigen mit unserem ersten möglichen fahrbaren Untersatz, stellt sich heraus, dass der Wagen bereits verkauft ist. Gott sei Dank haben wir vorher angerufen, sonst wären wir nach sonstwo gefahren und außer dicken Backen nichts gewesen. Da wir etwas überrascht waren, dass der Wagen also schon verkauft war und wir nach deutschem Denken in diesem Fall eine kurze SMS für selbstverständlich halten würden, rufen wir also lieber auch nochmal den Besitzer Nr.2 an. Und siehe da, auch dieser Wagen schon verkauft. Nur um das an dieser Stelle nochmal zu verdeutlichen. Die Wagen waren allesamt etwa am Donnerstag oder Freitag online eingestellt und wir haben den Termin auf Sonntag gelegt. Preisklasse zwischen 4000 - 5000 AUS$. Fahrzeuginhaber Nr.3 - Besitzer des Fort Explorers teilt uns aber mit, dass sein Vehikel noch zu haben sei. Also machen wir uns auf diesen anzugucken.
Obwohl der Wagen Luftlinie nur etwa 20km von uns entfernt stehen soll, brauchen wir eine gefühlte Ewigkeit am Sonntag dorthin. Notiz für uns: Nutze keine öffentlichen Verkehersmittel am Sonntag! Obwohl der Wagen auf den Bildern als TOP angepriesen wurde, stellt sich das Auto sogar für den Laien auf den ersten Blick als absolute Rostlaube heraus. Wenn Rost das einzige wäre, könnte man sich ja noch glücklich schätzen, aber die diversen Tests bei unserer Probefahrt zeigen schnell, an der Kiste liegt ne Menge im Argen. Bremsen, Motorgeräusche, Kupplung, etc. Naja, aber immerhin haben wir eine erste Probefahrt hinter uns gebracht.
Ein anderes deutsches Päarchen, dass das Abenteuer Autokauf bereits hinter sich hat, erzählt uns, dass sie sobald ein scheinbar brauchbarer Wagen online aufgetaucht ist, sie bemüht waren, einen Besichtungstermin möglichst noch am gleichen Tag zu kriegen. Aber wen wunderts in dieser Preiskategorie. Attraktiv für jeden Traveller in Australien, so dass auf die wenigen Inserate vermutlich ein Arsch voll Leute kommt.
Am Montag dann setzen wir uns Abentuer Autokauf fort. Unser erster Besichtungstermin führt uns erneut zu einem Mazda RAV 4WD, der verhätnismäßig am handelsüblichen Preis günstig zu haben ist, da er verbeulter ausschaut, als ein Wagen, den man mit einem Vorschlaghammer bearbeitet hat. Die Beulen stammen aber in diesem Fall von faustgroßem Hagel, der in Western Australia gegen Ende der Sommermonate üblich zu sein scheint. Der handelsübliche Preis wird in Australien für jeden Verbraucher kostenlos auf diversen Internetseiten wie z.B. redbook.com.au gelistet, so dass man gerade bei den teilweise sehr alten Wagen noch eine einigermaßen realistische Preisvorstellung von dem bekommt, was die Karre noch wert ist.
Denn man darf nicht vergessen, wir sprechen hier von Autos die z.T. 15- 20 Jahre alt sind, zwischen 250.000 - 400.000 km auf dem Buckel haben und trotzdem hier noch zwischen 3000 - 6000 AUS$ den Besitzer wechseln.
Aber zurück zu der Hagelkarre. Der Preis ist deshalb so günstig, weil Australier es in der Regel aus zwei Gründen vermeiden, ein 'hail-dented' Auto zu kaufen. Manch Autoversicherer versichern generell keine derart beschädigten Autos und hinzu kommt noch, dass im Falle eines Unfalls trotz bestehenden Versicherungsschutzes die Schadenssumme aufgrund des Vorschadens lächerlich gering ausfällt, was in keinem Fall die Neuanschaffung eines Wagens garantiert, wenn es sich z.B. um einen Totalschaden handelt.
Für uns kommt der Wagen dennoch aus einem weiteren Grund nicht in Frage. Bei umgeklappten Rücksitzen, findet höchstens noch ein Teil unseres Gepäcks Platz aber nicht noch wir, so dass wir gar nicht weiter darüber nachdenken, den Wagen in die engere Auswahl zu ziehen.
Die nächste Station führt uns zu einem Toyota Camry. Vergleichbar mit einem Ford Falcon, den man hier ebenfalls an jeder Straßenecke fahren sieht und ebenfalls dank der geräumigen Ladefläche gerne von Travellern genommen wird. Der Wagen schaut bis dato am Besten aus und auch die Probefahrt gestaltet sich als überraschend und erfreudig ereignislos. Sollten wir etwa Glück haben und bereits nach drei Besichtigungsterminen unseren Wagen gefunden haben? Wir müssen erstmal eine Nacht drüber schlafen, in der weisen Voraussicht, dass wir uns aber hinsichtlich der hiesigen Autokaufsituation nicht allzu viel Zeit lassen sollten.
Um unser Gewissen zu beruhigen, gucken wir uns am Dienstag noch einen anderen wagen, den Holden Commodore an. Gleicher Typ Wagen, große Ladefläche. Und schnell sind wir wieder am Boden der Tatsachen angekommen. Zwar 1000 AUS$ billiger als der Wagen vom Vorabend, doch in einem erbärmlichen Zustand die Karre. Gegenlenken beim Geraudeausfahren damit man nicht im Graben landet, weil die Gurke nach links zieht, ist im Preis inbegriffen. Die Bremsen dürften dem Geräusch zu urteilen bereits Funken sprühen. Die Kupplung ist froh über jeden Schaltvorgang, an dem sie nicht auseinanderbricht. Nein, sowas nun wirklich nicht.
Im Laufe des Dienstags überschlagen sich dann die Ereignisse. Wir bekommen noch einen anderen Anruf, von einem Autoinhaber nördlich von Perth, dem wir eine Nachricht hinterlassen haben. Leider für uns zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie unmöglich noch einen Besichtigungstermin am gleichen Tag zu realisieren. Und da wir für den toyota Camry vom Vorabend bereits eine Entscheidung brauchen, sind wir hin- und hergerissen. Was tun? Auf ein wohlmöglich besseres und zuverlässigeres Auto verzichten, obwohl man für sein hartverdientes Geld unter Umständen was besseres bekommen könnte? Es riskieren, nicht bei dem bereits besichtigen Auto zuzusagen, und dann aufgrund anderer Interessenten das Auto in den Wind schreiben zu müssen? Aber was wenn sich das andere Auto, dann doch als Schrotthaufen entpuppt...
Um diesem Dilemma aus dem Weg zu gehen, setzen wir in nur wenigen Minuten Himmel und Hölle in Bewegung, um den bestmöglichen Deal für uns zu bekommen. Prikante Details erspare ich mir an dieser Stelle ;)
Dank der freundlichen Unterstützung von Jess sind wir dann doch noch am gleichen Abend zu diesem Besichtigungstermin gekommen. Und unsere Fahrt und unser Handelsgeschick wurden belohnt. Ebenfalls ein Toyota Camry. 2.2 Liter. Baujahr 1998. Nur 220.000km gelaufen. Gefahren von der Frau eines Australiers, die damit Einkäufe etc. erledigt hat. Scheckheft gepflegt. Automatik dazu A/C, Tempomat, CD Radio. Der Wagen in einem fast ladenneuen Zustand. Teure Reperaturen wie Zahnriemen, Stoßdämpfer wurden vor wenigen Kilometern erledigt. Unsere Entscheidung ist somit getroffen. Und nach diesem halben Roman, hier nun endlich die Bilder von unserem fahrbaren Untersatz, der uns hier hoffentlich ohne größere Probleme und bösen Überraschungen sicher von A nach B fahren wird.

Foto1: Frisch gewaschen und poliert...

Foto2: ...wie ein Kombi halt...

Foto3: ...mit viel Stauraum für allerlei Reiseutensilien.

Foto4: Auch innen sauber und gepflegt...der Vorbesitzer hat sein Auto scheinbar geliebt, nichts abgegriffen, vollgesifft etc. - man darf gespannt sein, nachdem man mit einem Wagen ein Jahr in Australien gefahren ist und es als Travellerauto umfunktioniert hat, wie es dann ausschaut ;)